Das Kunstwerk
„Mistelbach ist die Mitte der Welt“ von Alois Mosbacher an der Landesberufsschule Mistelbach
„Das Zentrum der Weltkarte ist natürlich Mistelbach“
Im Pausenhof der LBS Mistelbach steht eine Weide, deren Zweige eine kreisrunde Weltkarte überschatten – mit seltsam verformten Kontinenten.Der Künstler Alois Mosbacher schreibt über seine Weltkarte mit dem Baum:
„Für mein Kunst-am-Bau-Projekt in der Landesberufsschule Mistelbach habe ich ein (..) kreisförmiges Weltbild auf den Pausenhof „gemalt“. Mit gelber Straßenmarkierungsfarbe sind die Landmassen der Erde auf die radwegblauen Ozeane aufgetragen. Das Zentrum dieser Weltkarte ist natürlich Mistelbach.“
Die Welt erscheint vom Nordpol aus „flachgedrückt“ und entsprechend verzerrt
Wenn man genau hinschaut, ist das Zentrum aber nicht genau die Mitte des Kreises. In der Mitte des Kreises ist der Nordpol und vom Nordpol aus nach außen hin bis zum Rand des Kreises geht es in alle Richtungen nach Süden, bis ganz außen die vollkommen verzerrten Konturen der Antarktis das Ende der Welt markieren.Die Oberfläche der Weltkugel wird auf diese Weise auf die ebene Fläche des Pausenhofes übertragen, mit den unvermeidlichen Verzerrungen, die entstehen, wenn man eine Kugeloberfläche auf eine ebene Fläche projiziert. Dass die Kontinente so schwer wiederzuerkennen sind (vielleicht abgesehen von den beiden Amerikas), liegt daran, dass Mosbacher nicht eine der üblichen Projektionen verwendet, die man normalerweise auf Weltkarten findet, sondern die Welt vom Nordpol her und nicht von einem Punkt am Äquator aus „flachdrückt“. Dass die meisten Weltkarten heute so aussehen, dass der Nordpool oben, der Äquator eine horizontale Linie in der Mitte und der Südpol unten ist, ist nicht selbstverständlich sondern eine Norm, die unserm eurozentristischen Weltbild entspricht. Mosbacher zeigt, dass es auch anders geht.
Die Perspektive auf den Welt ist so, als ob man über dem Nordpool schweben würde, allerdings mit dem großen Unterschied, dass man trotzdem die Elemente der Südhalbkugel sehen kann. Die kartographische Projektion ist eine Erweiterung der optischen Perspektive. Ein Satellit, der über dem Nordpol schwebt, könnte nur die Hälfte von dem erfassen, was die Karte im Pausenhof abbildet. Die Karte bietet eine erweiterte Perspektive, welche die ganze Planetenoberfläche umfasst. Es ist aber dennoch nur eine von vielen möglichen Perspektiven.
Das Zentrum ist nicht in der Mitte, sondern der Ort den der Baum markiert
Das eigentliche, das markierte Zentrum der Karte ist die Stelle, wo Mistelbach wäre. Dort steht der Baum, die große Weide, die der Künstler 2007 als kleines Bäumchen eingesetzt hat und die mittlerweile eine stattliche Größe erreicht hat.Es ist interessant, dass der Künstler da offensichtlich einen Unterschied machen wollte: Zwischen der geometrischen Mitte am Nordpol, die durch die Art der Projektion zustande kommt und dem Zentrum, das erst durch die Markierung, durch den alles überschattenden Baum entsteht. Die Weide zeigt den Ort an: Hier bin ich, hier sind wir. Hier sind wir zu Hause.
Das Zentrum ist ein geschützter und besonderer Ort, ein Art „Heimat“
Auf den ersten Fotos zur Eröffnung des neuen Pausenhofes wirkt der Baum noch fast hilflos und schutzbedürftig. Mittlerweile überspannt er wie ein Schutzschirm den Ort den er als „hier und jetzt“ markiert und ist selbst eine Art Beschützer geworden:„„heimatliche“ Gemütlichkeit, die in die niederösterreichischen Landesfarben eingebettet ist (…)“ schreibt Mosbacher. Die Schule wird so zu einer Art Basis, zu einem Ort, an dem man Wurzeln schlagen kann und von dem aus man sich weiterentwickeln und wachsen kann.