Die Künstlerin Gabriele Schöne
Gabriele Schöne wurde 1961 in Mistelbach in Niederösterreich geboren. In ihrem Studium an der Universität für angewandte Kunst erhielt sie eine medial breite Ausbildung und diese Vielseitigkeit zeigt sich auch in ihren Arbeiten. Sie arbeitet mit Malerei, Collage, Videoarbeiten oder in Kooperation mit Bauprojekten, wie an der Landesberufsschule Hollabrunn. Zentral ist für sie aber immer wieder die Malerei (oder erweiterte Malerei). Nach einer langen Zeit in Wien lebt Gabriele Schöne heute wieder auf dem Land – in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Retz.
Gabriele Schöne kennt also beides: das Landleben und den distanzierten Blick auf das Land.
Das Landleben: Die Natur und der Mensch
Das Landleben, speziell Traditionen des Landlebens wie Volkstanz oder Tracht, ist ein Thema, mit dem sich Gabriele Schöne immer wieder beschäftigt. Einerseits ist sie fasziniert von der Vielfalt in der Tradition, von der Regelmäßigkeit in den Abläufen, von der Weiterführung von Brauchtum. Auf der anderen Seite kommentiert sie kritisch den oft idyllisierenden Blick auf das Landleben – das Herausgreifen einzelner Dinge – wie den Volkstanz – ohne den Zusammenhang zu sehen, oder die Veränderungen der Gegenwart. (Videoarbeit „Where I come from“ https://gabrieleschoene.art/movies/)
In ihren Bildern von Trachtentanzgruppen (in der Bilderserie „Dancer“ https://gabrieleschoene.art/dancer/) ist nur der Hintergrund gemalt. Die Figuren sind ausgeschnitten. Die Szene passt nicht in unsere Vorstellung von Trachtenpärchen – sie wirkt zu „modern“. Noch dazu sind es nicht Bilder ihrer Jugend oder Motive aus ihrem jetzigen Wohnort. Es sind keine „authentischen“ Bilder, die als Vorlage dienen, sondern Zeitungsausschnitte – von „irgendwo“. Heimat wird so zu einer recht vieldeutigen Vorstellung.
Das Auslassen: Tiere und Menschen
„Eigentlich habe ich mich immer schon mit Gegensatzpaaren beschäftigt, lange ging es um Zwischen-Menschliches, um Mann – Frau. Was mich aktuell interessiert ist der Mensch auf der einen Seite und die Natur auf der anderen.“ (aus einem Interview mit Dominique Gromes für die Galerie Thayaland, 2022 http://www.galerien-thayaland.at/eventblog/interview-gabriele-schoene/)
Das Gegensatzpaar Tier – Mensch, oder genauer „unsere Vorstellung von Tieren auf dem Bauernhof in einer unberührten Natur“ – findet sich in einer weiteren Bilderserie. (Bilderserie „Lost Nature“). Auch hier verwendet Gabriele Schöne die Technik das eigentliche Bildmotiv auszulassen – die Tiere sind „unsichtbar“. Nur in unserer Vorstellung können wir sie ergänzen. Unser Blick auf die Natur wird so immer schon zu der Vorstellung, die wir uns von der Natur machen. Es ist eine interessante Facette von Gabriele Schönes Arbeit, dass das „Motiv“ , das „Hauptthema“ zwar angedeutet, aber nicht ausformuliert wird. Es gibt nicht die eine (richtige )Vorstellung von Natur, die eine (richtige) Vorstellung über unseren Umgang mit der Natur. Es gibt keinen neutralen Blick. Wir müssen uns eine eigene Haltung selbst erarbeiten und selbst erzeugen.
Die Andeutung: der Mensch und die Natur
Die Gegensatzpaare: „gestaltete Umgebung und Natur“, „Tiere und Natur“, „Mensch und Natur“ sind in den Bildern dargestellt, aber nicht eindeutig in Worte fassbar – es ist eine visuelle Sprache. „Es gibt kein Wort, um kein Bild zu sagen“ lautet auch der Titel einer Ausstellung der Künstlerin aus dem Jahr 2018. („Es gibt kein Wort, um kein Bild zu sagen“, Ausstellung im NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst, 2018, https://www.noedok.at/es-gibt-kein-wort-um-kein-bild-zu-sagen/)
Das Bild als Andeutung zu verstehen, um selbst über unser Verhältnis zur Natur, über unsere Vorstellungen zur Natur nachzudenken, ist ein Ansatz, den Gabriele Schöne in einem Interview selbst anspricht „Ich glaube, die Natur ist ohnehin mein Hauptthema. Weil man anhand einer sehr kleinen Sache in der Natur über das Große, Universelle sprechen kann.“ (nochmals zitiert aus einem Interview mit Dominique Gromes für die Galerie Thayaland, 2022
http://www.galerien-thayaland.at/eventblog/interview-gabriele-schoene/)
Homepage von Gabriele Schöne: https://gabrieleschoene.art/about/