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Die Künstlerin Maria Hahnenkamp

Maria Hahnenkamp, 1959 in Eisenstadt geboren, ist eine medial sehr vielseitige Künstlerin. Sie arbeitet in unterschiedlichsten Formaten: im Rahmen von Kunst am Bau-Projekten ebenso, wie in den Bereichen Fotografie, Video, Neue Medien oder Installation. Die Klammer, die sich um ihre Arbeit legen lässt, liegt nicht in die Art der Umsetzung der jeweiligen Projekte, die Verbindungslinie findet sich vielmehr über die Inhalte. Es sind die wiederkehrenden Themen in den Projekten von Maria Hahnenkamp, die ihrer künstlerischen Arbeit eine starke Einheit geben.

Das Ornament

Für Maria Hahnenkamp hat das Ornament eine eigenständige Bedeutung. Es ist nicht nur Schmuck oder Verzierung, ohne weitere inhaltliche Bedeutung. Oder wie sie selbst es beschreibt: „(…) das Ornament ist im herkömmlichen Sinn ein dekoratives Element. Ist es aber nicht. Es hat Geschichte gespeichert und an der Verwendung, wie man das Ornament einsetzt, kann man ganz viel an geschichtlichen Entwicklungen ablesen (…)“.

(Siehe dazu die Neugestaltung des Innenhofes der HTBLVA Spengergasse in Wien, 2012, aus dem Video der Dokumentation zu diesem Projekt ist das angeführte Zitat entnommen https://www.big-art.at/projekte/metamorphosen-von-raum-und-zeit-htblva-spengergasse)

Das Ornament, ein Stilmittel mit einer Tradition, die weit zurückreicht, beinhaltet ein Kunst-Wissen, das weitergegeben wird. Das sich in der Weitergabe aber auch verändert und weiterentwickelt. Mit jedem Wiederaufgreifen, mit jeder Erneuerung wird das Ornament reicher an Bedeutung, so Hahnenkamp.

(In einer anderen Arbeit setzt Hahnenkamp das Ornament als bewusst vergängliches, den Kräften der Natur ausgesetztes Element der Landschaftsgestaltung ein: https://koernoe.at/de/projekte/alle/?pnr=245&weiter=1)

Das Ornament wird so zu einem Symbol für Wissenserwerb, für die Weitergabe und die notwendige Erneuerung von Wissen von Generation zu Generation. Es bekommt als Denkfigur eine Eigenständigkeit.
Das Wort „Denkfigur“ bringt Maria Hahnenkamps zweifachen Zugang zum Ornament auf den Punkt: Für sie ist das Ornament einerseits ein Gestaltungsmittel für ihre Kunstprojekte. Gleichzeitig ist es eine Denkfigur, die sie auf andere Themen und auf verschiedenste gesellschaftliche Entwicklungen überträgt. Es ist Objekt und Idee. Viele ihrer Arbeiten sind Ornamente und gleichzeitig beschäftigen sich diese Arbeiten mit der Idee des Ornaments und entwickelt diese Idee weiter.

Feministische Kunst

Vielleicht ist die Vorstellung, dass Geschichte – genauer gesagt künstlerische Tradition – nur in der immer wieder stattfindenden Erneuerung weitergegeben werden soll, auch ein Thema, das gerade für Künstlerinnen besonders wichtig ist.
Der Großteil der Kunstgeschichte ist getragen und geprägt von Künstlern, von Männern. Frauen sind als Künstlerinnen erst ab den 60iger Jahren verstärkt von der Öffentlichkeit wahrgenommen worden.

Für Künstlerinnen stellt sich immer die Frage, inwieweit sie an die weit zurückreichende, vielfältige, männliche Kunsttradition anknüpfen können oder möchten und welche Inhalte und Themen kritisch betrachtet und verändert werden sollten.
Als Beispiel aus der Malerei kann hier die Tradition des Frauenakts herangezogen werden; also die Darstellung von Weiblichkeit und die damit einhergehende vor allem männliche Vorstellung von Weiblichkeit. Wie lassen sich Frauen darstellen, ohne „einfach nur“ Bildmotiv, Objekt, „schutzlos“ nackt vor unseren Augen zu sein? Die Frage, wie veränderte Darstellungen von Frauen ein anderes Bild von Frauenkörpern vermitteln können, ist ein weiteres zentrales Thema in Maria Hahnenkamps Arbeiten.

Die Fotoarbeit „eine Frau“ „zwei Frauen“ von 2001 ist eine Arbeit die dieses Thema aufgreift. (Siehe http://www.mariahahnenkamp.at/arbeiten/eine-zwei-frauen-2001.html)

„In gewisser Weise arbeite ich wie eine Psychoanalytikerin. Ich erzeuge in vielen meiner Bilder einen assoziativen visuellen Schwebezustand und versuche klar festzumachende Bilder zu vermeiden, versuche sie im Offenen zu halten, in der Hoffnung, damit neue Zugänge und Sichtweisen anzuregen, damit man sich von den vorgegebenen tradierten Vor-Bildern lösen kann“, so beschreibt Maria Hahnenkamp ihr Anliegen. (Siehe https://www.parnass.at/news/maria-hahnen kamp-galerie-juenger)

Ornament und feministische Kunst

Zwischen der Befreiung der Ornamente von ihrer bloß dekorativen Rolle und der Befreiung des Blicks auf den weiblichen Körper von tradierten Vorbildern lässt sich eine Verbindungslinie ausmachen. Für Hahnenkamp ist es ebenso falsch im Ornament bloß Verzierung und Beiwerk zu sehen, wie in der Darstellung weiblicher Köper oder weiblicher Kleidungsstücke bloß Schönheit und Anmut. Beiden – dem Ornament und dem Bild des weiblichen Körpers – möchte sie einen wesentlich weiteren und offeneren Raum bieten, Raum für Ideen wie auch Raum für konkrete Objekte:

„Maria Hahnenkamp geht es um den Raum, den körperlichen, geistigen, ästhetischen und seelischen – um den leeren Raum, den Bildraum, den Textraum, den Traumraum.“ (Siehe nochmals https://www.parnass.at/news/maria-hahnen kamp-galerie-juenger)