Die Künstler_innen Susanne Schuda und Florian Schmeiser
Susanne Schuda: Bildobjekte, Installationen, multimediale Projekte & Begriffe
Susanne Schuda arbeitet mit verschiedenen Medien: mit Videos, mit Sound, mit „Bildobjekten“ (die Installation in Theresienfeld ist von diesem Typ).
Und viel mit gesprochenem und geschriebenen Text und mit Begriffen. Etwa im Rahmen ihres „multimedialen Projekt in progress“ der „Internationalen Partei der Sensiblen“ in deren „Manifest“ es heisst:
„Die internationale Partei der Sensiblen gründet sich auf der Theorie, dass Sensibilität die Wahrnehmung von Ambivalenz, Dilemma und Paradox erheblich erleichtert. Der Vorteil von sogenannten Power-Sensiblen besteht darin, trotz ihrer Wahrnehmung nicht in Panik- oder Alarmstimmung zu verfallen. Die Partei fordert dazu auf alle äußeren Widersprüchlichkeiten auf sich wirken zu lassen und mit den eigenen inneren Widersprüchlichkeiten in Resonanz zu bringen.“1
Eine andere Arbeit von ihr ist ein toter Baumstamm im Wienerwald, den sie zum Kunstwerk – und zu einem Totem2 – macht. Dazu textet sie:
„Ein Totem für meinen Stamm. Der Stamm der stammlosen, die nicht so recht wissen wo ihre Vorfahren nochmal herkommen. Mein Stamm an der Schwelle zur Post-Individualität im Struggle des Spät-Kapitalismus (oder auch Prä-Post-Kapitalismus). Ich errichte ein Totem in Wien, wo alles 20 Jahre später passiert und das auch noch im Wald, dem guten alten dunklen Geheimnisträger. Der ist aber auch schön zum Spazieren gehen und obendrein ist die Netzabdeckung gut (…)“
Andere Arbeiten sind bildhafter, näher an der Arbeit in Theresienfeld: Collagen aus Fotoschnippseln, die aber doch keine „gewöhnlichen“ Collagen sind, weil sie nicht flach sind, sondern aus verschiedenen Ebenen oder „Schichten“ bestehen, die an Stangen befestigt aus der Wand herausragen. Das sind ihre „Bildobjekte“
Florian Schmeiser: Sound, Performance und Medienkunst & China
Florian Schmeiser ist für den Sound des Barcodescanners verantwortlich3. Er arbeitet als Soundperformer, Musiker und Medienkünstler. Für Projekte im öffentlichen Raum, zu denen auch die Arbeit in Theresienfeld zählt, hat er mit Susanne Schuda gemeinsam das Label „schuda/schmeiser“ geschaffen.
Mit einer Arte Fortführung der Arbeit in Theresienfeld waren die beiden 2008 in fünf Einkaufszentren in der Steiermark unterwegs. Wieder der Barcodescanner als unbeherrschbares Musikinstrument. Aber die Bildcollage ist viel weniger chaotisch, auf den ersten Blick ruhiger. Den Hintergrund bildet – statt Supermarktregalen – eine liegende Buddha-Figur, der „Tempelschläfer“. Allerdings ist der Tempel auf den zweiten Blick eben doch kein Ort der Ruhe, sondern ein Shopping-Tempel. Mit seinen vielen Waren und den dazugehörigen Barcodes.
Schmeiser hat ab 2009 einige künstlerische Projekt in China realisiert, nachdem er das Land über ein Auslandsstipendium und weitere folgende Aufenthalte kennenlernen konnte. Themen, die ihn beschäftigen sind der ständige Umbau von Lebensräumen in China: ehemalige Fabriken werden Künstlerstudios; historische alte Stadtviertel, die abgerissen werden und neuen Bauten weichen müssen; das Thema Überwachung und schlechte Sicht bedingt durch den Smognebel.
Schmeiser hat auch eine Kunstfigur erfunden, ein Alter Ego namens Schmesiér. Dieser Herr Schmesiér ist, eine in die heutige Zeit katapultierte Version von Franz Schubert, dem bekannten Wiener Liederkomponisten, der anstatt am Klavier zu spielen, experimentelle elektronische Musik macht und dazu performt, mit Elementen aus der chinesischen Oper.
Fußnoten
1 http://www.susanneschuda.net/Bilder/partei.pdf Der erste Paragraph des Manifests wechselt dann ins Englische und rät zur Ruhe, Spaß und Gelassenheit im Fall des Aufkommens von unbestimmten Ängsten und dazu in diesen Ängsten „zu baden“: „DON’T LET YOURSELF BE RULED BY YOUR VAGUE FEARS. BATHE IN YOUR FEARS LIKE A CHILD IN A POOL OF BUBBLES, FOOL AROUND, GIGGLE AND SPLASH YOUR FEARS ABOUT LIKE SILLY. IF OTHER PEOPLE’S FEAR TAKE HOLD OF YOU DON’T REACT IMMEDIATELY! LET IT JUST SINK IN.“
2 Ein „Totem“ ist ein Natur-Symbol für einen Menschen oder ein Menschengruppe, für einen Clan oder Stamm. Oft ein Tier. In dem Fall eben ein toter Baumstamm, den Schuda mit Farbspray und Bildausschnitten satirisch-mythisch auflädt.